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In dieser kleinen Kolumne loser Gedanken erzähle ich Euch ja gerne warum mich ein Bild besonders fasziniert, ich eine Fotografie als sehr gelungen empfinde, ein Foto für mich ein besonderes Foto ist. Für einige von Euch, das haben mir Rückmeldungen gezeigt, ist es ein Indikator, wie ich meine Bilder, meine Fotos verstanden wissen will, mit welcher Intension ich sie mache, wie ich Fotografie interpretiere.

Dieses Mal habe ich für Euch ein, wie ich finde, sehr außergewöhnliches Foto, kein „Wow“-Foto, eher ein ganz stilles, zum Nachdenken anregendes Detail. Einige würden es vielleicht als Schnappschuss bezeichnen, manche würden fragen: „Was soll denn das?“ , vielleicht vorschnell urteilen „das ist doch kein Hochzeitsfoto!“ – Wobei es für mich viel mehr ist als ein Schnellschuss. Für mich ist es ein Foto, das die Besonderheiten eines Brautpaares, eines Hochzeitstages, einer fotografischen Hochzeitsbegleitung zeigt. Kleine, feine Details, Wahrnehmungen jenseits visueller Grenzen, Gefühle und Stimmungen. Manchmal Charaktere, ab und an im Raum schwebende Gedanken.

Aber nun zum Bild:

 

das besondere Hochzeitsfoto #7 - Hochzeitsfotograf Axel Breuer

Wir befanden uns in der historischen Wassermühle von Schloss Wissen, dem Trauzimmer des Außenpostens des Standesamts Weeze in der Schlossanlage der Freiherren von Loë. Die Trauung war seit 15 Minuten beendet. Als mein Brautpaar nach der Gratulation der Gäste direkt im Anschluss an ihre Trauung noch einen Moment still am Trautisch standen, bemerkte ich, dass sich beide in exakt gleicher Form den frisch angesteckten Ring rieben. Oder den Ringfinger massierten, egal, jedenfalls waren beide, unabhängig voneinander, in Gedanken versunken und drehen mit ihren linken Fingern den soeben angesteckten Ehering.

Sofort gingen mir Assoziationen wie „neu“, „ungewohnt“ „das fühlt sich jetzt irgendwie anders an“ durch den Kopf. Ein schnelles Heraufreissen der Kamera hätte diesen stillen Moment zerstört, also bemühte ich mich, die Kamera ans Auge zu nehmen, ohne die Beiden aus ihrer jeweils eigenen Gedankenwelt heraus zu holen. Und tatsächlich ließen mir Beide genug Zeit, das Foto zu machen, bevor sie sich wieder einander zuwandten.

Mir wurde in diesem Moment klar, dass die Beiden in diesem Moment, zeitgleich exakt die gleichen Gedanken hatten: „Gerade hat sich etwas Großes getan, unser Leben hat sich verändert. Es ist getan, wir sind verheiratet, wirklich verheiratet. Nicht mehr nur ein Paar, nein, ein Ehepaar. Wir gehören ab jetzt endgültig zusammen. Fühlt sich anders an – aber gut!“

Woher ich die Gewissheit nehme, dass das ihre Gedanken waren? Nun, sicher bin ich natürlich nicht, aber da ich die Beiden ja vor und während ihrer Hochzeit wirklich intensiv kennen gelernt habe, nehme ich an, dass ich der Realität damit ziemlich nahe komme.

Und weil mir diese Gedanken bei Betrachtung dieses Fotos sofort wieder in den Kopf kommen, ist es für mich ein besonderes Hochzeitsfoto, das ich sehr mag.

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